Die Gesellen von
Puskás haben nur verspätete nackte Sätze meritiert
Attila Ághassi
Friday, 8 December 2006, 12:37
Die
Todesnachricht von drei Mitgliedern der erfolgreichsten ungarischen
Fußballmannschaft wurde zuhause stillgeschwiegen oder ist nur verspätet,
in einem Satz in den damaligen Sportzeitschriften erschienen. Kocsis ist
aus dem Krankenhausfenster gefallen, Gyula Lóránt hat auf der Reservebank
einen Herzinfarkt bekommen, aber das hat sich erst viel Jahre später
herausgestellt. An einem würdigen Abschied hatten bis jetzt nur József
Bozsik und Nándor Hidegkuti teil.
Vielleicht ist die Feststellung übertrieben, dass der Kapitän der "Goldenen
Mannschaft", der am 17. November verstorbene Ferenc Puskás jetzt auch
statt seiner früher verstorbenen Gesellen das letzte Geleit erhält. Als
hätte das Gewissen des Landes ertönt. In der Diktatur haben nämlich seine
verstorbenen Mitspieler daran nicht teilhaben, was die unbedingt verdient
hätten, weil sie die beste, für mehr als drei Jahre unbesiegte Mannschaft
des ungarischen Fußballs bildeten. Der Name und das Spiel der "Goldenen
Gruppe" wurde zum Begriff in Europa, die Mitglieder wurden als Lehrmeister
des Fußballs beehrt, gerade zuhause wurden sie vergessen, ihre Reputation
wurde daheim unbequem für einzelnen.
Zakariás hat die Gruppe als erstes verlassen
Über die
Todesnachricht der in der Diktatur Verstorbenen wurden die Leser meistens
verspätet und nur oberflächlich informiert, eine staatliche Beerdigung war
gar nicht diskutabel, ein Fußballspieler konnte so was im allgemeinen
nicht bekommen, ein Fußballspieler verdiente das in dem seltensten Fall.
Obwohl mit József Bozsik wurde eine Ausnahme gemacht.

József
Zakariás ist zuerst von der Mannschaft gestorben, welche auch die
Olympischen Spiele und die Silbermedaille der Weltmeisterschaft gewonnen
hat, im Jahr ‚71, im Alter von siebenundvierzig. Acht Tage später wurde
das von Népsport in einer Minusnachricht mitgeteilt. Obwohl Zakariás nicht
dissidiert hat, er ist mit einer Genehmigung nach Afrika gegangen, wo er
eine mysteriöse Krankheit gefangen hat und wahrscheinlich diese sein
frühes Tod verursacht hat.
Bozsik
hat den Abschied abverdient
József
Bozsik hat jedoch das ihm rechtlich zustehende letzte Geleit 1978 erhalten.
Bozsik hatte Probleme mit dem Herz, deshalb hat er die Aufgabe des
Kapitäns nicht mehr als für ein Spiel übernommen. Das Gehirn des
Mittelfeldes hatte an einem großen und organisierten Abschied teil, sein
Sarg wurde von seinen Gesellen getragen, Tausende konnten das Beileid
aussprechen.
Bei dem nach der Revolution landesflüchtig werdenden Sándor Kocsis gab es
keine Rede, dass seine früheren Würden eigentlich anerkannt werden, obwohl
er auch in Barcelona einen guten Ruf erworben hat. 1961 hat er im Finale
der Weltmeisterliga gespielt, vorgängig hat er gegen das englische
Wolverhampton mit gebrochener Schulter vier Tore geschossen.
Wurde Kocsis Selbstmörder oder Opfer eines Unfalls?
Die Todesnachricht von Kocsis erschien mit einer Verspätung von drei
Tagen. "Der unter tragischen Umständen verstorbene, ehemalige
ungarische Fußballspieler, Sándor Kocsis, der 68-fach Mitglied der
Nationalauswahl war, wurde am Dienstag in Barcelona beerdigt" -
kündete Népsport. Der Tod von Kocsis ist bis heute ungeklärt, es
lässt sich nicht sagen, ob er aus dem Fenster des Krankenhauses in
Barcelona ausgefallen oder am 22. Juli 1979 ausgesprungen ist. Er
hat auf seine Frau gewartet, als er abgerutscht und ausgefallen ist,
aber das damalige Geklatsch hat sich darauf bezogen, dass er
eventuell herausgestosst wurde. |
Namensliste der "Goldenen Mannschaft" |
Gyula Grosics
(1926-)
Jenő
Buzánszky (1925-)
Gyula
Lóránt (1923-1981)
Mihály
Lantos (1928-1989)
József
Bozsik (1925-1978)
József
Zakariás (1924-1971)
László
Budai (1928-1983)
Sándor
Kocsis (1929-1979)
Nándor
Hidegkuti (1922-2002)
Ferenc
Puskás (1927-2006)
Zoltán
Czibor (1929-1997) |
|
Vier
Jahre später konnte man im Nekrolog seines Stürmergesellen, László Budai
über ihn schreiben. Budai war nämlich ein wichtiges Kettenglied der
Mannschaft, einem selbständigen Buch war er jedoch nicht wert. Der rechte
Außenstürmer wurde ohne Äußere in Rákoskeresztúr begraben.
Wegen
des Todes von Lóránt wurde Europa bestürzen, nur daheim haben wir davon
nicht gewusst
Der
schockierendste Tod aus der Mannschaft war der von Gyula Lóránt, 1981, in
Saloniki – der Herzinfarkt hat ihn auf der Reservebank erreicht. Seine
Mannschaft hat eben ein Meisterschaftsspiel gespielt. Ganz Europa war
wegen der Todesnachricht des ehemaligen ausgezeichneten Backs bestürzen,
daheim konnte jedoch kein Satz über ihn erscheinen. Da die Familie von
Lóránt in Deutschland lebte, wurde er in einer kleinen Stadt namens
Endingen zur ewigen Ruhe gelegt. Pál Hencsei, Sporthistoriker hat daran
erinnert: nach dem Systemwechsel ist das Gedanke aufgetreten, dass seine
irdischen Überreste nach Hause gebracht werden und er soll neben der einem
Olympiesieger zustehenden Ehre in Budapest ruhen, aber seine Familie hat
dazu nicht beigetragen.

Nach dem
Systemwechsel, am Silvesterabend 1989 hat Lantos die Mannschaft verlassen,
damals war das Land mit vielen anderen beschäftigt als mit seiner würdigen
Abschiedsfeier.
Hidegkuti wurde mit großer Ehre abgedankt
Zoltán
Czibor, der schon in ein demokratisches Land zurückgekehrt ist, hat nur
einige Jahre daheim gelebt, der Krebs hat sich 1997 auf ihm ausgebreitet
und in seiner Geburtsstadt, Komárom wurde er zur ewigen Ruhe gelegt.
Ab 1998 hat die rechte Regierung die Bedeutung und beispiellose
Erfolglichkeit der Mannschaft entdeckt, so haben sich die damals noch
lebenden vier Mitglieder über eine ausnehmende internationale Ehre gefreut.
Bei der Beerdigung des zuerst gehenden, auch als Trainer internationale
Erfolge erreichenden Nándor Hidegkuti hat der Sportminister, Tamás Deutsch
die Trauerrede gehalten, die Zeremonie wurde von der Television live
übertragen. Der an dem 6:3 Sieg im Wembley seinen Anteil mit drei Toren
nehmende Mittelstürmer wurde von Tausenden zum letzten Weg im Friedhof von
Óbuda begleitet.
Puskás hat am Samstag an einer Abschiedsfeier teil, welche
Staatsoberhaupten und Helden zusteht, weil er der bekannteste Ungar des
letzten Jahrhunderts war.
Von der Goldenen Mannschaft leben noch zwei: der achtzigjährige Gyula
Grosics und der einundachtzigjährige Jenõ Buzánszky.
Quelle:
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